Rückraum-Shooterin Kim und Kreisläuferin Joline Erni teilen sich nicht nur den Nachnamen, sondern sind auch beide ehemalige GC-Juniorinnen und Spielerinnen der Handball Akademie im OYM in Cham. Wir haben mit unseren zwei Erni’s über die Aufholjagd und die «Gänsehaut»- Kulisse vom Samstag in Spiel 4, sowie die Vorbereitung für das Entscheidungsspiel morgen und vieles weiteres gesprochen. Unsere Follower auf Instagram hatten zudem die Chance, ihre eigenen Fragen an die zwei aufgehenden Sterne im Schweizer Handball zu stellen. Viel Spass beim Lesen!
Kim und Joline, wie ihr euch am Samstag in Spiel 4 des Playoff-Finals zurückgekämpft habt, war genial und beeindruckend. Woher kommt diese Stärke eures Teams?
Joline: Die Stärke kommt meiner Meinung nach von unserem Teamzusammenhalt. Wir haben diese Saison schon mehrmals bewiesen, dass wir als Team sehr gut funktionieren und so auch sehr viel zusammen erreichen können. Wir gehen alle für alle und können somit auch Spielstände wie am Samstag zusammen aufholen.
Kim: Dazu kommt unser Glaube an uns, den wir nie verlieren. Wir wissen, dass wir es schaffen können, und haben dies ja auch schon mehrmals gezeigt. Und ich glaube, wir haben es auch geschafft, weil wir uns gegenseitig sehr vertrauen, füreinander da sind und auch mal einspringen, wenn eine andere Spielerin einen Fehler macht, und wir uns gegenseitig aufbauen.
Wie habt ihr die Stimmung in der Saalsporthalle am Samstag wahrgenommen?
Kim: Die Stimmung war enorm cool und ich habe jede Minute davon genossen. Es war einfach unglaublich, vor so vielen Zuschauenden zu spielen, und dies erst noch in unserer Heimhalle. Es war bis jetzt ein einmaliges Erlebnis, und ich hoffe natürlich, dass die Saalsporthalle nächste Saison auch wieder mal so voll und laut wird.
Joline: Es war mega cool, dass so viele Fans gekommen sind, und wir hoffen, dass auch viele GC Ami-Fans morgen nach St. Gallen zum Fanen kommen. Es ist einfach ein Gänsehautmoment, wenn man auf dem Spielfeld steht und man sich fast nicht mehr versteht, weil so viele Leute das Spiel schauen und für uns fanen.
Wie bereitet ihr euch diese Woche auf das Spiel morgen vor? Und mit welchen Gefühlen schaut ihr auf das Entscheidungsspiel?
Joline: Wir machen Videoanalysen und besprechen, was wir anpassen und beibehalten wollen, und schauen dies dann auch in der Halle an. Die Stimmung ist sehr positiv, wir haben alle Freude an der Chance, die wir haben, und freuen uns sehr auf das entscheidende fünfte Spiel, welches wir zusammen erleben dürfen.
Kim: Wenn wir unsere Qualitäten aufs Spielfeld bringen, dann können wir den Schweizermeistertitel nach Zürich holen. Wir glauben an uns und wollen morgen Spass haben und den Moment geniessen.
Habt ihr persönliche Rituale oder spezielle Vorbereitungen vor den Spielen, die euch helfen, fokussiert und bereit zu sein?
Kim: Ich schaue jeweils das Video, mache Notizen, schreibe mir Keypoints auf, auf die ich achten will. Vor dem Spiel gehe ich mit anderen «käffele». Direkt vor dem Match höre ich immer noch meine 2-3 Lieder am Schluss, die mich in den Fokus bringen. So ist Musik etwas sehr Wichtiges für mich. Und sonst einfach ruhig atmen, um mich richtig zu fokussieren.
Joline: Neben dem «käffälä» vor dem Spiel gehe ich gerne schon früher in die Halle und schaue nochmals mit Leonie (Aellen) an, was wir für das Spiel abgemacht haben, alle Spielzüge und was sonst noch wichtig ist.
Joline, nach einer schweren Hirnerschütterung konntest du ein Jahr zwischen Januar 2022 und Januar 2023 kein Spiel absolvieren und auch lange nicht trainieren. Dass du dann jetzt nur nicht mal 1.5 Jahre später im SPL1 Playoff-Final stehst, ist bewundernswert. Wie hast du diese schwierige Phase durchgestanden und was hat dir die Kraft gegeben, um nicht aufzugeben trotz vieler Rückschläge?
In dieser Zeit hat mich mein Umfeld – meine Familie, meine Teamkolleginnen, meine Freundinnen, alle in der Akademie und mein Bekanntenkreis – sehr gut unterstützt und mir sehr viel Halt gegeben. Motiviert hat mich die Freude am Handball und der Wunsch, diese wieder ausleben zu können. Es war schwierig ohne Handball in dieser Zeit, und es sind genau Momente wie jetzt, in denen wir im 5. Spiel der Playoff-Finals gegen Brühl stehen, die zeigen, dass es sich gelohnt hat, durchzuhalten. Es macht unglaublich Freude, diese Momente erleben zu können.
Kim, du hast schon in den letzten zwei Saisons in der Defense eine wichtige Rolle in unserem SPL1-Team gehabt. Wie wichtig war es für dich, nun in dieser Saison auch im Angriff eine tragende Rolle übernehmen zu können?
Es macht extrem Spass, jetzt auch im Angriff spielen zu können. Letzte Saison war es schwierig mit dem Knie, und ich bin auch deshalb primär in der Deckung eingesetzt worden. Ich spiele aber auch extrem gerne im Angriff und es ist auch eine tolle Rolle, Tore werfen zu können, und ich bin sehr dankbar, dass ich diese Saison diese Rolle auch tragen darf.
Was ist eure Message an die GC Ami-Fans für das Spiel morgen?
Kim: Wir hoffen natürlich, dass viele Fans nach St. Gallen kommen. Wir haben es enorm lässig gefunden in der Saalsporthalle mit der riesigen Unterstützung aus dem Publikum und ihr könnt uns helfen, den Schweizermeistertitel nach Zürich zu holen.
Joline: Und dabei auch ein ganz grosses Dankeschön von unserem ganzen Team an unsere Fans für diese unglaubliche Unterstützung in den Play-offs, aber auch schon durch die ganze Saison. Es ist ein unglaubliches Gefühl und wir freuen uns jeweils sehr, wenn wir in unsere Fankurve schauen und so viele Leute sehen, die uns unterstützen.
Wir haben auf unserem Instagram-Account (gcamicitiazuerich_spl) unsere Follower nach Fragen an unsere zwei «Erni’s» gefragt. Danke für alle Fragen. Wir haben eine Auswahl davon genommen und Kim und Joline gestellt.
Fan-Frage: Wer ist euer Vorbild?
Kim: Ein Vorbild an sich habe ich nicht. Ich schaue extrem viel Frauen- und Männer-Handball. Am ehesten wohl Henny Reistad, weil sie im Angriff einfach genial ist.
Joline: Ich finde Magnus Saugstrup einen sehr interessanten Spieler, weil er auch Kreisläufer ist, aber auch wirklich sehr gut decken kann. Es wäre cool, so gut decken zu können wie er.
Fan-Frage: Wieso habt ihr mit dem Handballspielen begonnen?
Kim: Ich habe mit dem Handball begonnen wegen meines grossen Bruders, der bereits gespielt hatte. Wir sind immer zusammen in Leimbach in eine Halle ins Training gegangen, wo ich mich aber nie getraut habe mitzuspielen, bis dann die Trainerin Bea Traber gesagt hat, ich soll auch mal mitspielen. Seitdem bringt man mich nicht mehr weg vom Handball.
Joline: Auch ich bin über meine zwei älteren Brüder zum Handball gekommen. Ich war schon früh in der Halle in Stäfa, im Frohberg und ja, dann bin ich irgendwie nie mehr aus der Halle rausgekommen bis jetzt.
Fan-Frage: Kim, wie hat es sich angefühlt, den Buzzer-Beater in der Nachspielzeit in Spiel 3 zu werfen?
Es war unglaublich schön. Um ehrlich zu sein: Ich war so in meinem Fokus, dass ich gar nicht gemerkt habe, dass es nur noch so lange geht und dann dachte ich einfach «zurück» und dann ist die Sirene gekommen und es war überwältigend. Und ich habe es zuerst gar nicht geglaubt, wenn ich ehrlich bin. Weil ich diese Rolle noch nie im Angriff hatte, war es umso toller, diese Qualität zeigen zu können und dem Team damit zu helfen.
Fan-Frage: Joline, wie gefällt dir die Ausbildung am OYM und welche Vorteile hat sie für dich?
Mir gefällt die Ausbildung am OYM sehr gut. Vor allem jetzt in den Play-offs war es nicht einfach für unsere Lehrpersonen, weil wir immer mal wieder Schulstunden verschieben mussten oder später gekommen sind, und dass dies möglich ist, dafür sind wir sehr dankbar.
Fan-Frage: Kim, hast du schon mal deine Wurfgeschwindigkeit gemessen?
Nein, die habe ich tatsächlich noch nie gemessen. Es wäre aber sicher mal spannend, sie zu messen.
Fan-Frage: Joline, was genau singt ihr jeweils in der Kabine nach einem Sieg?
In der Garderobe singen wir aktuell in den Play-offs: «Mer gönd no lang nöd hei» und sonst singen wir jeweils einen dänischen Siegersong, den Kent aus Dänemark mitgebracht hat.
Vergangene Interviews:
Zu Spiel 2 mit Captain Leonie Aellen
Zu Spiel 3 mit Torhüterin Seraina Kuratli
Zu Spiel 4 mit der Flügelzange Era Baumann und Angelina Schlaepfer