Es war ein heisser Abend in Zürich – für einmal nicht nur aus der sportlichen Optik betrachtet: Die Hitze wie auch die Feuchtigkeit der Vortage haben sich förmlich in der Saalsporthalle eingenistet. Und so war es nicht sonderlich verwunderlich, dass das spärlich erschienene Publikum in den Genuss eines eher knorzigen NLA-Spiels von GC Amicitia Zürich gekommen ist. Präsident Philip Hohl liess vor Meisterschaftsbeginn verlauten, dass vier Punkte aus den ersten beiden Meisterschaftsspielen anzustreben sind. Vor dem Qualifikations-Rückspiel für European League kann GC Amicitia Zürich notieren: das erste Zwischenziel ist erreicht, mehr aber noch nicht.
Stabile Leistung ohne grossen Leistungsabfall
Die Mannschaft von Werner Bösch ging konzentriert ans Werk – und die Thurgauer aus Kreuzlingen taten es ihr gleich. In den ersten 20 Spielminuten zeigten die Gäste eine sehr starke Leistung und konnten viermal in Führung gehen. Trotz oder gerade wegen der guten mentalen Leistung konnte GC Amicitia Zürich einen kurzen Leistungsabfall des HC Kreuzlingen nutzen, um mit fünf Treffern in Serie einen Ein-Tore-Rückstand in einen 13:9-Vorsprung umzuwandeln. Angeführt von Martin Popovski und Routinier Lukas Osterwalder sowie einer guten Leistung am linken Flügel von Gion Hayer ging man mit einem Zwei-Tore-Vorsprung in die Pause.
Nach der Halbzeit bescherte das Team von Werner Bösch dem Publikum immerhin Nervenkitzel. Die Gäste vermochten in der 41. Minute gar in Führung zu gehen – Schlimmeres konnte aber verhindert werden. Das 23:21 durch Martin Popovski, notabene direkt nach einem missglückten Siebenmeter, sollte in der Folge reichen, den Vorsprung zu verwalten. Das Spiel blieb spannend, GC Amicitia Zürich konnte jedoch die Regie führen und gab den Vorsprung nicht mehr aus der Hand. Überragende elf Tore von Popvoski und eine zuweilen starke Leistung im Tor von Arne Fuchs brachten den Zürchern den fünften Sieg im insgesamt siebten Spiel gegen den HC Kreuzlingen – GC Amicitia Zürich ist gemeinsam mit den Kadetten aus Schaffhausen die einzige Mannschaft ohne Verlustpunkte in der Meisterschaft. Fazit vom Mittwochabend: Pflichtprogramm erfüllt, nun geht’s zur Kür am Samstag.
Die Husaren-Aufgabe am kommenden Samstag
Zwei Tage Pause stehen Werner Bösch und seiner Mannschaft nun zur Verfügung. Zwei Tage, um einen der grössten Erfolge in der jüngeren Geschichte von GC Amicitia Zürich zu fokussieren, zu visualisieren, zu planen. Im Rückspiel der Qualifikation zur European League gegen den HC Kriens-Luzern gilt es, ein Rückstand von sechs Toren aufzuholen. Was auf dem Papier unrealistisch erscheint, kann auf dem Platz schnell zu einer real lösbaren Aufgabe werden. Dabei gilt es vor allem, die Mannschaft richtig einzustellen und dann bereit zu sein, wenn der Gegner schwächelt. Werner Bösch zur Vorbereitung seines Teams: «Wir wenden keine Zauber- oder Extratricks an. Es ist ein neues Spiel in einer bekannten Ausgangslage und wir bereite uns auf dieses Spiel genau gleich und seriös vor, wie auf jedes andere. Wir wissen, dass wir eine Chance haben, wenn alles optimal läuft – wir haben ja im Hinspiel mit vier Toren geführt und uns dann selber um den Erfolg gebracht. Wir müssen uns auf uns fokussieren und die positiven Momente herausstreichen. Vielleicht ist es für den einen oder anderen gar gut, dass der Druck von uns weg ist. Wir werden sehen, zu was wir fähig sind.»
Die Ausgangslage ist klar: gelingt es GC Amicitia Zürich, die guten Phasen aus den ersten drei Ernstkämpfen zu filtern und in eine Begegnung zu packen, ist eine Überraschung möglich. Was ein euphorisches Publikum zu einem solchen Coup beitragen kann, hat das Hinspiel vor Wochenfrist gezeigt: die Luzerner flogen förmlich durch die Halle – aber sie wurden von Publikum getragen. Für einmal stellt sich die Huhn-Ei-Frage nicht: es braucht die Vorlage der Mannschaft, die den Funken auf das Publikum in der Saalsporthalle überspringen lässt. Und ist der Funke einmal gezündet, dann ist Vieles möglich. Die Aussicht, Spiele in Dänemark, Slowenien sowie in Portugal oder Spanien (ABC de Braga oder Abanca Ademar Leon) absolvieren zu dürfen, müsste Motivation genug sein.
Das Spiel gegen den HC Kriens-Luzern – die Luzerner konnten ihr zweites Meisterschaftsspiel nicht für sich entscheiden – findet am Samstag, 7. September, in der Saalsporthalle Zürich statt. Spielbeginn ist um 18.00 Uhr.