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MU17E: Eine Achterbahnfahrt endet mit dem verdienten Platz auf dem Treppchen.

MU17E: Eine Achterbahnfahrt endet mit dem verdienten Platz auf dem Treppchen.

Schaut man als Aussenstehender auf die Tabelle der diesjährigen U17-Elite, sieht es nach einer Saison nach Mass aus. Zum vierten Mal in Folge können sich die 15 & 16 Jährigen zürcher Nachwuchsspieler auf dem Podest platzieren, zum dritten Mal innert vier Jahren geht die Bronzemedaille an die Limmatstadt. Ende Saison findet sich das Team so an seinem verdienten Platz in der Tabelle wieder, mit einem, aufgrund der außerordentlichen Konstanz der Spitzenreiter Pfadi Winterthur und SG Pilatus etwas gar großen Rückstand auf die Finalrundenplätze, jedoch auch mit einer ansehnlichen Punktreserve auf die viertplatzierten Schaffhausener. Von außen sieht alles nach einer weiteren starken, wenn auch nicht überragenden Saison des zürcher U17-Teams aus. Doch wer das Team über die Spiele hinweg mitverfolgt hat, weiß: Diese Saison hatte es in sich! Wie Trainer Thomas Rosser in seiner Ansprache nach dem letzten Saisonspiel sagte, eine Saison wie eine Achterbahnfahrt, geprägt von heroischen Siegen, langanhaltenden Erfolgsserien, bitteren Niederlagen und dem berühmt-berüchtigten einen Ausrutscher zu viel.

Bereits während der ersten Trainingswoche, welche das neue U17 nach der Frühlingspause absolvierte, wurde klar, dass das diesjährige Elite-Team Ecken und Kanten hat. Es war ein bunter Mix aus vielen grundverschiedenen Spielern, natürlich der Grossteil davon altbekannte Gesichter, aber dennoch einige Neuzugänge, die sich erstmals einfinden mussten. Vor allem eines war in der Halle übermässig oft anzutreffen: Charakterköpfe. Fast schon eine Herkulesaufgabe für das Trainergespann Sherpa/Rosser/Grewe/Wolfer, aus dieser eigenwilligen, aber dennoch talentierten und hochmotivierten Truppe ein schlagkräftiges Team zu formen.

Dieser turbulente erste Eindruck, welchen das Team in den Startwochen wiedergab, sollte sich so über weite Strecken der Saison erhalten. Insbesondere die Trainings waren geprägt von einer enormen Intensität, Laufbereitschaft und harter, mitunter auch schmerzhafter Defensivarbeit, welche die Spieler an den Tag legten. Nicht selten kam man abends mit brennenden Beinen, blauen Flecken oder kleinen Wunden vom Training zurück. Der Einsatz stimmte, jedoch liess die Konzentration, beziehungsweise Professionalität immer wieder zu wünschen übrig. 

So ging es dann in die Hauptprobe vor der anstehenden Saison, den Go Easy Cup in Siggenthal (wir berichteten). In vier Spielen gegen hochklassige Gegner konnten mit den Kadetten Schaffhausen ein Top 5 Anwärter besiegt werden und man musste sich nur den deutschen Jugendbundesligisten von der HBW Balingen-Weilstetten geschlagen geben. Die Botschaft, welche das GC-U17 aussandte war klar: Wir sind bereit!

Und das Team war bereit. Gleich sieben Spiele in Folge konnten die Zürcher für sich entscheiden, Höhepunkt dieser Serie und gleichzeitig auch bestes Saisonspiel war der herausragende 34:31 Sieg über den Topfavorit Pfadi Winterthur. Es war eine 60 Minütige Schlacht von einem Spiel, in dem die Limmatstädter sich im Utogrund gegen das spielerisch ausgezeichnete Pfadi auflehnten und die Winterthurer schlussendlich in die Knie zwingen konnten. Die GCA-U17 blieb über die gesamte Elite-Hauptrunde hinweg das einzige Team, das Winterthur besiegt hat. Erstmals Punkte abgegeben wurde drei Spiele später, ebenfalls im Utogrund. Die Spieler sahen sich einer eigentlich hervorragend besetzten HSG Nordwest gegenüber, die aber erstaunlich inkonstant aufspielte. Nicht so in Zürich. In einem packenden, hochstehenden Spiel hatten die Baselbieter lange die Überhand und nur dank einer drei-Tore-Aufholjagd in den Schlussminuten konnte die erste Heimniederlage der Saison abgewendet werden. Bei dem 27:27-Remis musste dennoch der erste und gleichzeitig letzte Punkt im Utogrund abgegeben werden: Seitdem wurde in dieser Halle kein Spiel mehr verloren. Im Allgemeinen bewiesen die Zürcher eine ausserordentliche Heimstärke. Nur drei Punkte konnten die schweizer U17-Topteams aus Zürich entführen, davon nur einen, als es noch um etwas ging.

Jedoch konnten die Jungs das Niveau ab dann nicht mehr ganz so hoch halten wie zu Saisonbeginn und als sich in dem Spiel gegen Mitfavorit Schaffhausen, bei dem die Zürcher eh schon dezimiert antreten mussten, auch noch Leistungsträger Flori Wolfer verletze, wurde die erste Saisonniederlage harte Tatsache. Sie leitete die schwierigste Phase der Saison ein, bei der das Team insbesondere auf der rechten Seite von Wolfers Verletzung, sowie dem Wechsel von Linkshänder Naim Bajo zu GC Basketball hart getroffen wurde. Gleich eine Woche darauf stand ein weiteres Spitzenspiel gegen die SG Pilatus an. Die Zürcher konnten den Innerschweizern zwar ein intensives, beherztes Spiel bieten, die Dezimierung machte sich aber am Ende dennoch bemerkbar und man liess den jetzigen Tabellenzweiten schlussendlich davonziehen. 

Mitten in der Saison mussten nun mit Hochdruck neue Lösungen gefunden werden und man konnte regelrecht spüren, wie die Anspannung innerhalb von Team und Staff anstieg. Nicht selten kam es in dieser Zeit zu Konflikten, auch innerhalb des Teams, in den Trainings schien die Luft geradezu elektrisch geladen zu sein, während man in den Spielen zwischen Zittersiegen und Befreiungsschlägen hin und herpendelte und schlussendlich in Gossau einen schwarzen Tag einzog. Die 35:37 Niederlage gegen Fortitudo war die berühmte Eine zu viel, das Ziel Finalrunde rückte in weite Ferne und konnte nur noch durch eine perfekte Rückrunde aus eigener Kraft erreicht werden.

Gleichzeitig hatte der bittere Nachmittag im Fürstenland auch etwas befreiendes, viel Druck der vergangenen Wochen fiel von den Schultern der Spieler ab und es war klar: Jetzt kann es nur noch besser werden. Untermauert wurde dieser Aufwärtstrend von drei Siegen in Folge, unter anderem gegen Platz-6-Team Suhr Aarau und der Rückkehr von Flori Wolfer, wodurch Team- und Ligatopscorer Joel Herbst nochmals zusätzlich entlastet wurde – Während der schwierigen Wochen in der Saisonmitte trug er in der Offensive nicht selten praktisch die alleinige Verantwortung für das Spiel der Zürcher. Leider konnten die Limmatstädter im folgenden Rematch gegen Pfadi Winterthur nicht noch ein zweites Mal Reüssieren. Die GCA-U17 erbrachte eine gute Leistung, konnte jedoch nicht nochmals einen so überragenden Kampf wie im Hinspiel liefern und musste sich mit 6 Toren Differenz geschlagen geben. Nach dieser Niederlage war die Finalrundenteilnahme nicht mehr aus eigener Kraft machbar und so wurde in einer Teamsitzung zusammen mit Teambuilding-Coach Ferdinand Wohlfahrt der dritte Platz als Ziel für die verbleibenden Spiele festgelegt. Ab dann liessen die Jungs aus Zürich nichts mehr anbrennen. Mit abgeklärten Auftritten spielte man sich Sieg um Sieg durch Mittelfeld- und Top-5-Teams, wobei die Jungs insbesondere im Rückspiel gegen Schaffhausen mit einer bestechenden Offensivleistung und 46 Toren zu überzeugen wussten. Die Spannungen innerhalb des Teams bauten sich immer mehr ab und es stellte sich ein Zusammenspiel ein, als würden die Jungs schon seit jungen Jahren gemeinsam auf dem Platz stehen. Die Tore verteilten sich nun breiter auf das Team, auch wenn Joel Herbst immer noch der herausstechende Spieler war. Drei Runden vor Schluss hatten die Stadtzürcher dann ihren ersten Matchball auf den dritten Platz in der Hand, das Rückspiel gegen die HSG Nordwest. In einer gut gefüllten und stimmungsvollen Halle machten die U17-Jungs mit einer kämpferischen Defensivleistung dann „den Sack zu“ und sicherten sich den hart verdienten dritten Platz. 

In den darauffolgenden Spielen gegen Pilatus und Bern merkte man dann, wie die Luft raus war. Es ging um nichts mehr und die beiden knappen Niederlagen wurden ohne grosses Bedauern aufgenommen. Es waren nicht nur die vielen Spiele, sondern auch die zahlreichen Höhenflüge und Tiefschläge, die den Spielern alles abverlangt hatten. Das machte sich dann zu Saisonende bemerkbar. Dennoch werden auch die letzten beiden Spiele mit guten Erinnerungen verknüpft bleiben, auch dort liess das GCA-U17 nochmals seine Fähigkeiten aufblitzen und als schlussendlich in der Mobiliar Arena Bern die feierliche Medaillenübergabe Seitens der Trainer erfolgte, war es keine eigenwillige Truppe mehr, welche auf eine turbulente, aber schlussendlich starke Saison zurückblicken konnte. Es war ein Team, welches dort auf dem Spielfeld stand, sich selbst nochmals feierte und Abschied von der Saison 22/23 nahm, es war das Team, welches seit Saisonbeginn angestrebt wurde nun endlich zusammengewachsen ist.

Für den Bericht: Janis Stirnimann
Bilder: zVg; Valentin Bamert